Weihnachten
Markt und Straßen
stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigts wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!
Joseph von Eichendorff
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Weihnachtsabend
Kinderaugen strahlen hell,
am Baum brennen die Kerzen.
Mutter macht das Essen schnell,
höher schlagen Herzen.
Endlich ist es dann soweit,
hell die Glocken klingen.
O du schöne Weihnachtszeit,
und die Kinder singen.
Viele Päckchen unterm Baum,
warten auf Enthüllung.
Ja so mancher Kindertraum,
geht heut' in Erfüllung.
Author unbekannt
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Stille Zeit
Oh stille Zeit, oh heilige Zeit
wann gibt es endlich Frieden -
die Christnacht ist nun nicht mehr weit
und überall sind Kriege.
Wann kehrt die Liebe bei uns ein,
die Liebe zueinander -
es soll nicht nur an Weihnachten sein,
das große miteinander.
Warum sich streiten immerzu,
um Glauben, Grenzen und die Macht -
ist man zufrieden, hat man Ruh´,
nicht nur zur heil´gen Nacht.
Oh stille Zeit, oh heilige Zeit,
führ Du uns in den Frieden -
der nicht nur in der Weihnachtszeit
uns allen sei beschieden.
Christa Emler
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Wenn der Tannenbaum...
Wenn der Tannenbaum geschmückt ist
mit Kugeln und Lametta dran,
leuchtend brennen alle Kerzen,
Ja dann kommt der Weihnachtsmann.
Wenn das Glöckchen leise klingelt,
Und wir stehen um den Baum.
Singen frohe Weihnachtslieder,
träumt ein jeder seinen Traum.
Wenn die stille Nacht gekommen,
ist es Frieden auf der Welt.
Denn der Heiland ist geboren
das ist alles was heut zählt.
Author unbekannt
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Der Traum
Ich lag und schlief; da träumte mir
ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.
Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten ringsumher
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.
Und Zuckerpuppen hingen dran;
das war mal eine Pracht!
Da gab´s, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.
Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.
Da wacht´ ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war´s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find´ ich dich ?
Da war es just, als rief er mir :
"
Du darfst nur artig sein;
dann steh´ ich wiederum vor dir;
jetzt aber schlaf nur ein !
Und wenn du folgst und artig bist,
dann ist erfüllt dein Traum,
dann bringet dir der heil´ge Christ
den schönsten Weihnachtsbaum."
Heinrich Hoffmann v. Fallersleben
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Das Christkind
Die Nacht vor dem heiligen Abend,
da liegen die Kinder im Traum,
sie träumen von schönen Sachen
und von dem Weihnachtsbaum.
Und während sie schlafen und träumen,
wird es am Himmel klar,
und durch den Himmel fliegen,
drei Engel wunderbar.
Sie tragen ein holdes Kindlein,
das ist der heil'ge Christ,
es ist so fromm und freundlich,
wie keins auf Erden ist.
Und wie es durch den Himmel
still über die Häuser fliegt,
schaut es in jedes Bettchen,
wo nur ein Kindlein liegt.
Und freut sich über alle,
die fromm und freundlich sind;
denn solche liebt von Herzen
das liebe Himmelskind.
Wird sie auch reich bedenken
mit Lust aufs allerbest'
und wird sie schön beschenken
zum morgenden Weihnachtsfest.
Heut schlafen noch die Kinder
und sehn es nur im Traum;
doch morgen tanzen und springen
sie um den Weihnachtsbaum.
Robert Reinick
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Der erste Schnee
Ei, du liebe liebe
Zeit,
ei, wie hat’s geschneit, geschneit!
Ringsherum wie ich mich dreh,
nichts als Schnee und lauter Schnee.
Wald und Wiesen, Hof und Hecken,
alles steht in weißen Decken!
Und im Garten jeder Baum,
jedes Bäumchen voller Flaum!
Auf dem Sims, dem Blumenbrett
liegt er wie ein Federbett!
Auf den Dächern um und um
nichts als Baumwoll ringsherum!
Und der Schlot vom Nachbarhaus,
wie possierlich sieht er aus:
Hat ein weißes Müllerkäppchen,
hat ein weißes Müllerjöppchen!
Meint man nicht wenn er so raucht
daß er just sein Pfeifchen schmaucht?
Und im Hof der Pumpenstock
hat gar einen Zottelrock,
und die pudrige Perücke
und den Haarzopf im Genicke,
und die ellenlange Nase
geht schier vor bis auf die Straße!
Und gar draußen vor dem Haus!
Wär doch erst die Schule aus!
Aber dann, wenn’s noch so stürmt,
wird der Schneemann aufgetürmt,
dick und rund und rund und dick
steht er da im Augenblick.
Auf dem Kopf als Hut ‘nen Tiegel
und im Arm den langen Prügel
und die Füße tief im Schnee
und wir rings herum, juche
Ei, Ihr lieben lieben Leut,
was ist heut das eine Freud!
Friedrich Güll
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Vom Christkind
Denkt euch - ich habe das Christkind gesehn!
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh;
Denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her -
was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack -
meint ihr, er wäre offen, der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiß was Schönes drin:
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Author unbekannt
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Knecht Ruprecht
Von drauß' vom Walde komm ich her,
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr !
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen,
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht' durch den finsteren Tann,
da rief's mich mit heller Stimme an:
"
Knecht Ruprecht", rief es,"alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alt' und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
und morgen flieg' ich hinab zu Erden,
denn es soll wieder Weihnachten werden !"
Ich sprach:" O lieber Herr Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo's eitel gute Kinder hat."
"
Hast denn das Säcklein auch bei dir ?"
Ich sprach:" Das Säcklein, das ist hier;
denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern."
"
Hast denn die Rute auch bei dir ?"
Ich sprach:" Die Rute, die ist hier;
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil,den rechten."
Christkindlein sprach: "So ist es recht;
so geh mit Gott, mein treuer Knecht !"
Von drauß' vom Walde komm ich her,
ich muß euch sagen es weihnachtet sehr !
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find'!
Sind's gute Kind', sind's böse Kind'.
Teodor Storm
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Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke
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